Persönlich
Inhalt: |
Da bin ich |
Schule |
Höller |
Sänger Pfader |
Winter |
Höller 2 |
Baarburg |
Velo |
Zelt |
Irma |
L&G |
FCB |
Töff |
Militär |
Auto |
Freundin |
IBM |
Kinder |
Hochzeit |
Ortswechsel |
FCB 2 |
Langlauf |
In Vorbereitung:
2 allerliebste Kinder, jedenfalls meistens.
Fasnacht in Allenwinden
Feldmusik Allenwinden
Heinrich
germanischer Name
«Der Mächtige im Dorf»
Vom althochdeutschen.
«Hagenrich»
Hat eine starke Persönlichkeit und ist im Beruf erfolgreich.
Er ist ein fröhlicher, ehrlicher und aufrichtiger Typ.
Er ist immer für seine Freunde da und steht ihnen mit Rat und Tat zur Seite.
Er ist bei seinen Mitmenschen beliebt.
Auf den Namen Heinrich kann man stolz sein.
Meine ersten Lebensjahre.
Die ersten Wochen und Monate, daran kann ich mich aus verständlichen Gründen nicht mehr so genau erinnern, verbrachte ich am Kreuzplatz im Herzen von Baar. Das Haus stand damals da, wo heute der neue Rundbau der Gemeindeverwaltung steht. Ein paar Monate später zogen wir um, aber nur ein paar Meter. Im Erdgeschoss gleich gegenüber, eingeklemmt zwischen dem Maienrisli und einem Coiffeurladen. Mein Vater, gelernter Coiffeur, betrieb den Laden. Wir hatten nur ein Fenster auf die Rathausstrasse. Ich mich erinnern, dass wir Löcher in der Küchenwand mit Stahlwolle vermachten - wegen den Mäusen. Hinter dem Haus war ein grosser Garten. Die meiste Zeit verbrachte ich aber bei meiner Grossmutter in der Altgasse. Da wohnten meine Grosseltern väterlicherseits, vis-à-vis gegenüber der ehemaligen Zimmerei Müller, unterhalb der kath. Kirche St. Martin.
Meine Mutter, eine Allenwinderin kam als knapp 20 jährige Frau nach Baar. Sie wohnte mit ihrer Mutter und ihren 6 Geschwister auch unterhalb der Kirche. Es war ein grosses Einfamilienhaus, das die Spinnerei Baar, der Vaterlosen Grossfamilie zur Verfügung stellte. Der Vater starb früh, noch in Allenwinden. Im Haus mag ich mich nur noch an eine kleine Eisenbahnanlage im Estrich erinnern. Von damals also die spätere grosse Liebe zu Modelleisenbahnen.
Als knapp Dreijähriger bekam ich mein erstes Dreiradvelo. Ein Geschenk von meinem Götti. Auf seinem Sterbebett sprach er diesen Wunsch aus. Mit dem Dreirad machte ich damals die Altgasse unsicher. Die Altgasse war damals noch eine wichtige Verbindungsstrasse nach Steinhausen und Cham. Autos fuhren aber sehr wenige auf dieser Strasse. Nebenstrassen waren damals auch Kinderspielplätze.
Eine Anekdote aus meinen frühen Jahren, ich war noch keine 3 Jahre alt. Wir wohnten damals noch am Kreuzplatz. Ich ging noch nicht in den Chindsgi. Mein Götti hatte eine Zimmerei an der Zugerstrasse da wo vor wenigen Jahren noch die Migros stand. Damals fuhr auch noch das Tram von Baar nach Zug, übrigens auch nach Ägeri und nach Menzingen. Die Tramschienen führten vor unserem Haus vorbei durchs Dorf und dann der Zugerstrasse entlang nach Zug. Mir wurde erklärt, dass der Ort der Zimmerei ganz einfach zu finden sei: Immer nur den Tramschienen entlang. Um es kurz zu machen, das Tram fuhr einmal hinter mir her das Dorf hinunter. Ich auf den Schienen, das Tram dahinter. Heute kaum mehr vorstellbar.
Noch einen: Mein Götti hatte einen grossen Schleifstein in seiner Werkstatt, der mit dem Fuss angetrieben wurde. Der untere Viertel stand im Wasser, damit er immer gut geschmiert wurde zum Schleifen der Werkzeuge. Wenn ich Pipi machen musste, hob mich mein Götti hoch und ich durfte mithelfen den Schleifstein zu schmieren.
Meine Eltern wohnten damals noch immer am Kreuzplatz in Baar. Ich verbrachte die Tage von Montag bis Freitag bei meiner Grossmutter an der Altgasse. Bis zur 2. Klasse war das so. Sie und Tante Gritli sorgten dafür, dass es mit gut ging. Für meine Begriffe jedenfalls meistens. Tante Gritli machte immer so feine Birchermüesli.
Dienstags und Freitags durfte ich mit meinem Grosi zusammen den Zugerbieter im Baarerdorf verteilen. Das waren an den Chilbi-, Ostertagen und an Weihnachten eine finanziell gesehen lukrative Einnahmequelle. Ich durfte die Wirtshäuser bedienen, und deren gab es damals noch sehr viele an der Dorfstrasse. Mein Geldsack füllte sich in diesen Tagen erfreulich.
Ich ging noch in den Kindergarten, als wir an die Friedenstrasse Nr. 10 zogen. Damals war unser Haus das letzte Haus an dieser Strasse. Heute ist dort ein Riesenquartier. Auch mein Grosi zog mit Tante Gritli an diese Strasse.
Den Kindergarten besuchte ich fast 4 Jahre lang. Wir hatten eine Klosterschwester, Sr. Meletine oder so hiess sie. Sie war für meine Begriffe sehr streng mit uns. Scheinbar brauchte es dies, einige von uns, nicht ich, waren wahrlich keine Engel. An schönen Nachmittagen machten wir Kindergärtner einen Spaziergang ins Riet. Dies war ungefähr dort wo heute das neue Spital steht. Schnäggehüslisammeln war unsere Hauptbeschäftigung.
Einmal pro Monat am Mittwochnachmittag durfte ich mit Tante Gritli mit der Eisenbahn nach Zürich fahren. Sie war Schneiderin von Beruf und fertigte für ein Damenmodegeschäft Kleider an. Dort in Zürich wurde ich von den Frauen verhätschelt, das war mir damals manchmal sehr peinlich.
Bis zum 6. Altersjahr durfte ich gratis nach Zürich mitfahren. Später dann, hätte meine Tante auch für mich eine Fahrkarte lösen müssen - hätte. Prompt fragte dann einmal ein Kondukteur nach meinem Alter. Meine Tante, die kein Billet für mich gelöst hatte, sagte dem Mann, dass ich noch nicht 6 Jahre alt sei. Da hatte sie aber nicht mit mir gerechnet. Ich wehrte mich heftig gegen die Angaben meiner Tante. Ich konnte doch nicht zulassen, dass man mich jünger machte. Meine Tante kam damals, so glaube ich wenigstens, noch glimpflich davon. Den Anschiss bekam ich später.
Schulzeit
Da ich im Dezember 1942 geboren wurde, durfte ich erst mit dem Jahrgang 1943 in die erste Klasse eintreten. Soweit ich mich noch erinnern kann, hielt es unsere Erstklasslehrerin, sie war noch sehr jung, kein ganzes Jahr mit uns aus. Das lag aber sicher nicht an mir. Auf die ersten Noten war ich sehr stolz. Sie waren auch recht gut. Ich war eigentlich ein recht guter Schüler. Besonders das Rechnen liebte ich. Deutsche Rechtschreibung dann schon weniger, damit habe ich auch heute noch meine liebe Mühe.
Am Ende meines ersten Schuljahres trennten sich meine Eltern. Ich wurde von einem Tag auf den anderen aus meiner gewohnten Umgebung gerissen. Ab sofort wohnte ich bei meiner anderen Grossmutter, die zugleich meine Gotte war. Für gut ein Jahr residierte ich nun an der Albisstrasse. Wir waren nun eine Grossfamilie. Sie schauten alle sehr gut zu mir.
Man merke, ich war bis zu diesem Zeitpunkt schon recht viel im Baarerdorf herum gezügelt worden.
Das Haus an der Albisstrasse, ein grosses 6-Zimmerhaus bot Platz für mein Onkel mit Familie 2 Erwachsene und 2 Kleinkinder, 2 Zimmerherren, meine Grossmutter, die zugleich meine Gotte war, sowie meine Mutter und ich, übers Wochenende ab Freitag stiess auch noch meine Schwester dazu. Sie war während der Woche bei einer Pflegefamilie untergebracht. Beim Schlafen wurde es dann etwas eng, 2 Erwachsene und 2 Kinder teilten sich 2 Betten.
Viele Kinder lebten in der näheren Umgebung. Es waren immer genug zum Spielen da. Ein Spielgefährte, und das begeisterte mich schon damals, hatte eine elektrische Modelleisenbahn Marke Vesa. Das war ein Erlebnis, wenn ich bei ihm mit der Bahn spielen durfte. Ich besass nur eine Blechbahn mit einem Gleisoval bei der man den Lokimotor mit einem Schlüssel aufziehen musste.
Bei Regenwetter konnte ich mich aber auch sehr viel mit meinem Stockys beschäftigen. Das war zur damaligen Zeit ein beliebter Spielzeug-Metallbaukasten, der von den Gebr. Stockmann in Luzern hergestellt wurde. Kräne, Brücken, Autos und vieles mehr, konnte man mit den Metallteilen zusammenbauen. Ab dem 5. Altersjahr lag jedes Jahr ein solcher Baukasten unter dem Weihnachtsbaum. Jedes Jahr hatte ich mehr Teile zum Bauen und daraus entstanden immer imposantere Modelle. Es gab Modelle die mit meinen kleinen Fingern recht schwierig zum zusammenschrauben waren. Dabei wurde die Geduld auf eine harte Probe gestellt. Es kam auch vor, das so ein Teil in eine Ecke flog, weil ich die Geduld verlor.
Ganz in der Nähe meines damaligen Zuhauses befand sich die Firma Dober Weinhandlung. Dort konnte man in der offen Lagerhalle, rund um die Getränkeharassen, sehr gut Versteckis spielen. Auch zum Fuss- oder Völkerballspiel trafen wir uns oft.
Es gab damals noch einen sehr beliebten aber gefährlichen Tummelplatz. Er befand sich zu jener Zeit ganz in der Nähe, man spürte ihn auch des öftern in der Nase. Im Jöchler, am Fusse des Frühberges, heute ist dort ein Tennisplatz, lag das gemeindliche Güselloch. Irgend einen interessanten Gegenstand fanden wir dort immer. Nach den Besuchen stanken wir jeweils fürchterlich.
Wie oben erwähnt, lebte auch meine Gotte in dem Haus. Einmal musste ich irgend etwas im Dorf für sie besorgen. Auf einem schmalen Weg am Bahndamm entlang, gelangte man schnell und sicher ins Dorf. Ich durfte ihr Velo, dass sie täglich für die Fahrt zu ihrem Arbeitsort zur Spinnerei Baar benutze, gebrauchen. Mit Vollgas raste ich durch das schmale Weglein. Mein Pech, ich streifte einen Gartenhagpfosten und weg war die einte Pedale. Ich hatte einen riesen Schiss, der Gotte mein Missgeschick zu beichten. Darum, Zuhause angekommen, steckte ich die Pedale an seinen angestammten Platz sie hielt gerade so recht und schlecht und verzog mich. Am Abend kam dann die blöde Ausfräglerei wegen der Pedale. Ich wusste von nichts. Ob sie's mir damals geglaubt haben?
Höllerzeit
Die Zeit die ich in der Albisstrasse verbrachte war aber nur kurz. Nach gut einem Jahr zogen wir wiederum weiter. Weit fort, direkt in die Höll! Der ehemalige Kindergarten am Lorzendamm, unterhalten von der Spinnerei bekam einen neuen Standort an der Leihgasse. Und so ergab sich für uns ein wunderschönes neues Zuhause. Eine Stube, ein Zimmer und eine grosse Küche reichte für uns vollkommen aus. Meine Mutter, eine begnadete Gärtnerin mit einem grünen Daumen, bekam dazu einen grossen Garten. Auf diesem Stück Land, konnte sie sich Stunden verweilen. Es gedeihten darin Gemüse und natürlich viele, viele Blumen. Den grünen Daumen habe ich bei meiner Geburt nicht mitbekommen. Ich bin heute eher fürs Handfeste im Garten. Dazu später mehr. Damals war Gartenarbeit eine Strafe für mich.
Am neuen Ort, Lorzendamm 10, fühlte ich mich bald sauwohl. Der Ort war ein einziger grosser Kinderspielplatz. Und zu einem Kinderspielplatz gehören auch Kinder, die hatte es damals zu Hauf. An den angrenzenden zwei Häusern gabs schon 9 Kinder so plus minus in meinem Alter. Mit einem damaligen Spielgefährten unterhalte ich noch heute wöchentlichen Kontakt. In den Häusern weiter hinten hatte es noch weitere kinderreiche Familien. Das da manchmal die Post abging war klar. Einige Müsterchen dazu später, alles kann, will und darf ich aber nicht preisgeben Datenschutz - versteht sich. Ich war schnell integriert.
Langeweile kam darum bei uns eher selten auf.
Im Lorzendamm hatten wir Kinder alles was wir zum Leben brauchten: Einen Wald zum Indianer spielen, die Lorze mit dem Buebegunte zum Baden, eine Strasse, auf der man damals noch spielen konnte, Wiesen für Fuss- und Völker- oder Grenzball. Wir brauchten keine künstlich angelegte Spielplätze. Holzschöpfe (Foto unten) standen hinter den Häusern, ideale Orte zum Versteckis spielen. Manchmal gab es auch Krach mit einem Gartenbesitzer weil wir beim Spielen in die frisch angesäten Beete traten. Aber was tats wir waren damals schon schnell, sehr schnell. Unser Verhalten ähnelte Fluchttieren, immer auf der Hut. Sicher ist sicher!
Meistens fühlten wir uns aber rundum glücklich. Nicht, dass wir nie gegeneinander Krieg geführt hätten, auch das kam vor. Manch einer kriegte schon mal einen blauen Flecken ab. Aber auch das ging vorüber. Wir bissen auf die Zähne und weiter ging das Leben. In den meisten Fällen vertrugen wir uns bald wieder. Wir hatten einen prima Zusammenhalt und fühlten uns auch als eine spezielle Truppe im Baarerdorf - wir waren stolz Höller zu sein.
Zum Foto links: Man beachte, damals hatten nur die hintersten 3 Häuser einen Balkon. Bei den anderen Häusern wurden sie erst später, 1955 oder 56 angebaut. Etwa zur gleichen Zeit als die Balkone angebaut wurden, bekam jede Wohnung eine eigene Badewanne. Dazu mehr in einem folgenden Bericht.
Ich lebte nun schon einige Monate als Kind am Lorzendamm (Höll). Ich mochte damals mit keinem Ort in Baar tauschen, geschweige denn mit einem Ort irgendwo in der Schweiz.
Der "Buebegunte" 50m nach dem letzten Höllhaus wurde von uns Kindern gerne und viel besucht. Ja es war der Ort im Sommer, wo man sich traf. Hier lernte ich unter anderem das Schwimmen. Im kleinen Gunten, er war etwa 10 m breit, etwa 5 bis 6 m lang und je nach dem wie stark ein überstandenes Hochwasser gewütet hatte, zwischen 1 bis 2 m tief. Auf dem Grund des Wassers lag ein riesiger Mühlstein. Der hatte seine guten aber auch seine schlechten Seiten. Auf ihm konnte man im Wasser gut ausruhen, wenn der Wasserstand nicht allzu hoch war. Unangenehm wurde er, wenn wir mit Anlauf kopfüber ins Wasser sprangen und die Absprungstelle nicht richtig erwischten. Man musste immer darauf achten, dass man gut über den Mühlstein hinweg kam.
Mein bevorzugter Schwimmstil war der "Hündelischwumm", strampeln mit Armen und Beinen. Über oder unter Wasser war man damit sehr wendig und man störte einander viel weniger im Wasser, denn man brauchte weniger Platz zum Schwimmen.
Fast immer brannte ein Feuer am Buebegunte. Schon im Frühling bei nur mässig schönem Wetter hockten wir dort und schätzten ein wärmendes Feuer. Hie und da hingen Forellen über dem Feuer, frisch aus der Lorze. Ich selber habe nie einen Fisch aus der Lorze gezogen. Lebende Fische konnte ich nicht berühren, es grauste mir. Meine Kollegen aber waren wahre Weltmeister im Fischefangen von Hand. Ja es war eine richtige Leidenschaft. Am ganzen Körper voller roter Flecken, zerstochen von Bremsen, so kamen sie von der Fischfangtour zurück.
Wenn auf den Äckern in der Nähe die Kartoffel reif wurden, stellten wir den Menüplan sofort auf Gschwelti um. Auch feine Birchermüesli hatten wir auf dem Menüplan. Beeren gab es genügend aus dem nahem Wald und die Haferflocken entwendeten wir aus dem nahe gelegenen Schweinestall. Die Schweine dort wurden unter anderem mit grossen Haferflocken gefüttert. Die waren auch gut genug für uns.
Im ersten Sommer als Höller musste ich meine Unerfahrenheit mit der Sonne mit einem starken Sonnenbrand büssen. Ich musste mich einige Tage von der Sonne fern halten, so lädiert waren meine Schultern.
In einer Sache wurde ich nie ein richtiger Höller: Im Barfusslaufen. Während meine Kameraden ohne Schuhwerk problemlos über Steine laufen konnten, gings bei mir nur mit Schuhen an den Füssen. Ja auch Fussball spielten sie ohne Schuhe und zogen dabei ihre Füsse beim Kampf Mann gegen Mann nicht etwa zurück, im Gegenteil die Kerle teilten zünftig aus. Fussball spielten wir überall: Auf Wiesen und auf Strassen, auch zwischen den Häusern wurde gespielt, dies sahen aber die Erwachsenen nicht so gerne. Vor allem dann nicht, wenn der Ball an das Fenster klatschte oder in ihre Blumen- oder Gemüsegärten flog. Da konnte es hie und da schon vorkommen dass wir wegen unverständigen Erwachsenen von einer Sekunde auf die andere abhauen mussten. Aber auch die beruhigten sich nach einer gewissen Zeit wieder.
Am 1. August, gerade jetzt wieder aktuell wenn ich diesen Teilbericht schreibe, brannte beim Buebegunte immer ein gewaltiges Augustfeuer. Holz fanden wir genügend im Wald. Es konnte aber schon auch vorkommen, dass eine oder mehrere Bürdeli Holz, die in der Nähe fein säuberlich aufgeschichtet lagen, bei uns für ein anständiges Feuer herhalten mussten. Solch fehlende Bürdeli riefen dann wiederum für Unstimmigkeiten mit deren Besitzern. Also wir mussten manchmal schon aufpassen wo und wie wir uns in der Höll bewegten, denn sie, die Erwachsenen, waren allgegenwärtig. Aber um solchen unangenehmen Situationen aus dem Weg zu gehen, verlegten wir einfach unseren Spielplatz einige Häuser von etwelchen Gefahrenherden weg.
Vor unserem Haus, an der Lorze stand ein mächtiger Lindenbaum. Den benutzten wir unter anderem zum Klettern. Hoch oben hinter den Blättern versteckt, hielten wir Leute zum Narren, die unten durch gingen. An einem Faden festgemacht, legten wir einen Gegenstand auf die Strasse und hofften, das sich vorbeigehende Personen bücken würden um das Ding aufzuheben. Wir zogen dann an der Schnur und konnten uns köstlich über die verblüfften Gesichtern amüsieren.
Hüttenbauen im Wald war eine beliebte Beschäftigung in der Freizeit. Von überall her holten wir die Baustoffe: Bretter und Balken. Leider gab es immer wieder Störenfriede die unsere Bauwerke beschädigten oder gar ganz zerstörten.
Indianerzelte bauen war auch beliebt. Überhaupt hatten wir es viel mit Indianern und Cowboys zu tun. Es verging fast keine Chilbi in Baar, von der wir nicht einen Käpslirevolver heimbrachten. Hans und ich verschlangen schon in der Primarschulzeit haufenweise Wildwester, Tarzan- und Rolf Touringhefte. Nichts und niemand konnte uns beim Lesen stören. Zu jener Zeit waren meistens noch die Cowboys für uns die Lieben und die Indianer die Bösen. Heute hat sich das gewaltig geändert. Ich bin ein bekennender Indianerfan geworden. Ich lese heute noch Geschichten über die Nordamerikanischen Indianer. Mit einem kleinen Beitrag unterstütze ich jährlich eine Schule für Sioux Indianer. (Wer mehr wissen möchte, hier der Link dazu:www.lakotastiftung.ch oder anklicken auf meiner Homepage-Linksammlung).
Schon zu unserer Zeit gab es Bildli zum Sammeln. Eines der ersten Sammelheftli beschrieb das Leben von Buffalo Bill, sein richtiger Name ist William Frederick Cody. Das Museum in der Stadt Cody, im Staate Wyoming besuchte ich zusammen mit meiner Frau Irma und Tochter Cornelia im Jahre 1999. Auf Wikipedia http://en.wikipedia.org/wiki/Buffalo_Bill kann man mehr erfahren über das Leben von Buffalo Bill.
Zurück zu diesem Sammelheftli, dazu gibt es eine kleine Geschichte: Wir spielten wiedereinmal Fussball. Ein Kamerad hatte das Pech und machte meinen Ball kaputt. Ich verlangte von ihm Schadenersatz.
Es war an einem Mittwochnachmittag, wir hatten Schulfrei. Mein Schuldner kam mit einem Fünfliber um mir den Ball zu bezahlen. Wir zogen etwa zu viert ins Dorf mit dem Fünfliber in der Tasche. Beim Kiosk Heinzer, der am Kreuzplatz stand machten wir Halt. Das Geld in meiner Tasche lockte. Ich kaufte mal ein paar Säckli gefüllt mit Kaugummi In dem Säckli befand sich immer auch ein Buffalo Bill Bildli. Das Sammelfieber packte mich wieder einmal und es vergingen keine 10 Minuten und wir hatten alle das Maul voller Kaugummi und ich keinen Fünfliber mehr, dafür viele interessante Bildli. Bis ich aber das Album gefüllt hatte vergingen noch einige Wochen. Fast das ganze Sackgeld legte ich in Buffalo Bill an.
Die Sammlerleidenschaft packte mich aber schon viel früher. Ich sammelte für meine NPCK-Bücher (NPCK steht für Nestlé, Peter, Cailler, Kohler). So hiess jedenfalls damals der heutige Nestlekonzern. Durch die NPCK-Büchersammlerei kam ich auch zum Fip Fop Club. Heute nennt er sich Mondoclub. 2 Mal im Jahr besuchte dieser Club uns Kinder in Baar. Später kam er nur noch nach Zug.
Eine Serie Bildli a 12 Stück bekam man wenn man Hüllen von Nestléprodukten im Wert von Fr. 8.- gebündelt zum Club brachte. Fast meine ganze Verwandtschaft half mir das Jahr über beim Sammeln. Die Bildli wurden sorgfältig in das entsprechende Buch geklebt. Ende meiner Primarschule hatte ich schon eine schöne Anzahl Bücher beisammen. Der Fip Fop Club zeigte bei seinem Besuch immer Comic-Filme im Rest. Lindenhof. Der Saal war gerammelt voll mit Kindern. Damals gab es noch kein Fernsehen!
Ach ja noch zum obigen Fünfliber: Als wir damals am späten Mittwochnachmittag nach Hause kamen begleitete ich meinen Geldspender noch nach Hause. Kaum bei seinem Haus angekommen, waren wir schon wieder auf der Flucht; Der Fünfliber hätte eigentlich in eine Getränkekasse gehört!
Die Sammelleidenschaft hat mich ein Leben lang begleitet. Bücher, Briefmarken und Fasnachtsplaketten füllen heute Regale und Kisten in unserer Wohnung.
Schnitzeljagd war bei uns hoch im Kurs. Wenn genügend Kinder beisammen waren und Zeitungen für Schnitzel , konnte so eine Jagd schon mehrere Stunden dauern. Die weiteste Jagd ging einmal über die Höllgrotte hinaus bis zur Wildenburg.
Jedes Jahr zur Kirschenzeit waren wir auf gefährlichen Pfaden unterwegs. Kein Kirschbaum in der näheren Umgebung war vor uns sicher. Unser Einzugsgebiet reichte hinauf bis zur Baarer Oberallmend. Wie Krähen, auch so laut, hockten wir auf den Bäumen und füllten unsere Bäuche. Einer von uns musste immer die Umgebung im Auge behalten, denn die Bauern hatten es mit Hunden auf Kirschendiebe abgesehen.
Foto: Armin und ich in den Zeltferien.
Eine ganz heisse Sache hatte ich einmal zu überstehen. Es war in der Mittagspause. Zuhause. Die Lorze bekam gegenüber von unserem Haus eine neue Böschung. Riesige Betonblöcke wurden dazu aufeinandergeschichtet. Dazu benutze man dazumal ein Gestell an der eine Laufkatze (Aufzug von Hand) hing mit dem die Blöcke wie mit einem Kran an seinen Platz gesetzt werden konnte. Das Gestell stand in der Lorze und war auf unserer Seite mit einem Strick am Geländer festgemacht. Wir hockten auf dem Geländer. Ich fing an, den Strick auf und nieder zu wippen. Plötzlich kippte das ganze Gestell auf unsere Seite. Dabei wurden die Beine ganz schön krumm. Ich und meine Kameraden erschraken fürchterlich. Augenblicklich verschwanden wir. Am Nachmittag mussten wir noch zur Schule. Ich konnte mich nicht konzentrieren und hatte fürchterliche Angst. Was passiert am Abend? Ich werde einfach von Nichts wissen.
Nach der Schule zu Hause. Leute von der Korporation tauchten auf und stellten Fragen ich wusste von Nichts. Irgendwie bekamen die Herren mir doch auf die Schlich. Irgend jemand muss mich verpfiffen haben. Ich musste antraben und hatte grosses Glück, dass ich beweisen konnte, dass das Gestell auf der gegenüberliegenden Seite gar nicht befestigt war und darum mit wenig Aufwand auf meine Seite kippen konnte. Schwein gehabt.
Sängerknabe & Pfader
Ich war in der vierten Klasse, als ich mich den Baarer-Sängerknaben anschloss. Wir waren etwa 8 Knaben und sangen in der Kirche, hauptsächlich an Ostern und Weihnachten. Die Kirchgänger hatten grosse Freude an uns. Scheinbar gab es manchmal sogar Zuhörer die vor Freude Tränen vergossen.
Zur gleichen Zeit trat ich auch in die Pfadi ein.. Sie wurde vom gleichen Pfarrhelfer geleitet, der auch uns Sängerknaben betreute. Wir hatten manch schöne Stunden. Er zeigte uns an Schulfreien Nachmittagen Abenteuer- und Wildwestfilme. Als Gegenleistung mussten wir manchmal seine Vespa reinigen.
Das Pfadileben genoss ich. Uns wurde viel geboten. An den Samstagnachmittagen zogen wir los. Meistens in den Wald. Dort machten wir Kampfspiele, sangen Pfadi- und Lumpenlieder, lernten Klettern, Morsen und Kartenlesen.
In den Sommerferien erlebten wir Pfader ein interessantes und spannendes Zeltlager im Wallis. Unser Lager stand am Ufer der Rhone. Auf dem Platz stand noch eine kleine Sägerei mit einem grossen Wasserrad. Davon später mehr.
Ganz spannend war die Toilette angelegt. Wir hatten eine Knebelscheisse über der Rhone gebaut. Das funktionierte ausgezeichnet, ich glaube es war nur einmal ein Pfader ins Wasser gefallen.
Unsere Behausungen, Gruppenzelte, waren ohne angenähten Boden. Die Ameisen und sonstige Plagegeister hatten unbeschränkten Zutritt. Mein Schlafsack bestand aus einem Leinentuch das auf der Seite zusammengenähten war. Keine Daunenschlafsäcke, keine Luftmatratze, Natur pur.
Wir hatten grosses Wetterglück, es gab keine Niederschläge, wir hatten immer schön warm und trocken. Richtiges Campingwetter eben.
Ich machte die JP-Prüfung. JP = Jungpfader. Unter anderem wurden Knotenkenntnisse und 8 Zeichen des Morsealphabets geprüft. Und dann war da noch die Taufe. Jeder Pfader hat einen Pfadinamen. Wie ich heisse? Man gab mir den Namen Güggel weil ich so gut krähen konnte.
Nun zum Sägewerk auf unserem Lagerplatz. Es war wiederum ein heisser Nachmittag. Wir spielten in den Badehosen. Ein Holzkanal führte Wasser zum Wasserrad. Das grosse Rad drehte sich. Aber plötzlich krachte es gewaltig. Was war passiert? Ich hatte Holzstücke ins Wasser gelegt und die schwammen gegen und dann über das Wasserrad. Plötzlich verkeilte sich ein Stück Holz und die Schaufeln am Wasserrad flogen weg. Wir verschwanden.
Einmal an einem Samstag ging die Pfadiübung bis spät in die Nacht hinein. Beim Schwarzenbachwasserfall unterhalb der Wildenburg vergruben wir eine Flasche mit einem Pergamentpapier auf dem alle unsere Pfadinamen standen. Die Flasche wurde versiegelt und wir sangen einige Lieder bei Fackellicht. Wir hatten Hühnerhaut, überall hörte man die schaurigen Geräusche aus dem Wald und von der Burg. Denn wir wussten von den bösen Wildenburger.
Ein Jahr später gab es dann ein abruptes Ende meiner Pfadilaufbahn.
Wir waren wiederum im Pfadilager. Diesmal in Turtmanntal. Ganz in der Nähe unseres Lagers war ein kleiner, eiskalter Baggersee. Kurz nach dem Lagerbezug planschten wir schon im Wasser. Lange hielten wir es nicht aus im eisigen Wasser. Kaum war ich aus dem Wasser, bemerkte ein Kamerad, dass ich eine starke Blutspur hinter mir herzog. Ich humpelte ins nah gelegene Lager zurück und dort stellte man eine tiefe Schnittwunde in meiner Ferse fest. Ein Arzt wurde gerufen und der musste mit einigen Stichen meine Wunde nähen. Drei Tag später fuhr ich ganz alleine mit der SBB von Turtmann über Brig, Interlaken, Luzern zurück nach Hause. Schmerzen hatte ich keine, aber ab diesem Tag fürchtete ich Spritzen vom Arzt verpasst wie der Teufel das Weihwasser.
Ein paar Wochen später gab ich das Pfadileben auf warum weiss ich auch nicht mehr. Eigentlich schade, es waren tolle Tage die ich bei den Pfadfindern erleben durfte.
Zu der Zeit war ich auch noch für kurze Zeit im ETV, aber das Turnen war nicht so mein Ding.
Ein Jahr später wurden auch der Sängerknabenchor aufgehoben. Ich war wieder frei, frei für weitere Taten.
Winterzeit im Lorzendamm
Das Lorzendammquartier ist auf drei Seiten mit Wald umgeben. Dies war auch zu unserer Zeit so. Das war im Sommer toll. Im Winter aber bewirkte dies, dass die tiefstehende Sonne durch die hohen Bäume noch mehr an Kraft verlor. Bei uns herrschte manchmal noch tiefen Winter, wenn im Dorf schon Frühling war. Ich hatte schon damals lieber den warmen Sommer. Sandalenwetter wie ich heute zu sagen pflege. Trotzdem bescherte uns der Winter viel Schönes.
Schlitteln, Skifahren und Schlittschuhlaufen war bei uns hoch im Kurs. Wo sind die denn Ski gefahren fragt sich der liebe Leser. Nun Fahren konnten wir überall wo Schnee lag. Wir hatten den Wald mit seinen Fusswegen. Hier bauten wir uns unsere Skipisten (an trampen). Und wenn dann sogar noch ein Baumstrunk im Wege lag, war der für unsere Abfahrten ein gefundenes Fressen. Denn den konnte man hervorragend als Sprungschanze benutzen. Unser Lieblingsskigebiet war aber der Gutsch.
Der Gutsch ist die noch heute unverbaute Wiese am Ende der Oberleihgasse vis a vis dem Discounter Ottos. Dort wo man zu Fuss zu Oberallmend kommt. Hier konnten wir den ganzen Tag mit Skifahren verbringen. Hinunterfahren - Ski abschnallen, über den nahen Waldweg mit den Skiern auf dem Buckel hinauf aufs Fähnli und wieder hinunter rasen. Möglichst schnell und möglichst direkt. Unten musste man immer ganz stark bremsen (krigeln), denn dort stand - auch heute noch - eine massive Betonmauer.
Im Gegensatz zu heute, durfte man im Skigebiet Gutsch unter Androhung von Schlägen nicht Schlitteln. Dafür war einzig die Oberallmendstrasse vorgesehen.
Wir hatten verschiedene Skigebiete. Manchmal mussten wir ganz schön weit zu Fuss gehen um Ski zu fahren, unter Betonung gehen. Kondition mussten wir damals nicht büffeln, die hatten wir. Unsere Eltern hatten kein Auto. Wir wurden weder zur Schule noch zu unseren Sportplätzen gekarrt.
Übrigens - niemand in der Höll hatte damals ein Auto. Halt, da war doch jemand mit einem Auto. Ein Goggomobil sah man hie und da mit drei kräftigen Personen durch die Gegend «rasen».
Auch wer telefonieren wollte oder musste, hatte an unserer Strasse wenige Möglichkeiten. Genau genommen gab es nur deren Zwei Im drittvordersten und im dritthindersten Haus war damals ein Telefon fest installiert. Handy war ein unbekannter Begriff.
Wenn wir schon dabei sind, auch das Fernsehen war in keinem der Höllhäusern vorhanden. Fussball- oder Eishockeyweltmeisterschaften auch Skirennen sahen wir uns manchmal irgendwo in einer Beiz an, dies im Alter von ca. 19, 20 Jahren.
Wir waren beim Wintersport. Schnallenschuhe kannte man nicht. Die Schuhe waren aus Leder und mussten gebunden werden. Und genau diese Skischuhe mussten auch noch fürs Schlittschuhlaufen herhalten. Zu unserer Jugendzeit hatten die meisten Kinder noch die Drehörgelischlittschuhe. «Schliifiseli» wie wir sind auch nannten, mussten mittels eines Schlüssels seitlich an die Skischuhe festgeklemmt werden. Immer wieder lösten sich die Dinger, denn all zu fest durfte man nicht anziehen, sonnst musste man mit einer abgerissen Schuhsohle rechnen.
Stundenlang kurvten wir auf dem Eisfeld im Lättich und auch auf der Strasse rum. Ein Stück Weges hinter den Höllhäusern, hatte es eine kleine Kiesgrube, die war meistens mit Wasser gefüllt. Auch die benutzten wir zum Hockey spielen. Aus unseren Reihen kam später ein gefürchteter Hockeytorhüter des BSC Baar. (Baarer Schlittschuhclub) Er spielte noch ohne Helm im Tor! Er fürchtete weder Tod noch Teufel. Davon später noch einige Müsterchen.
Einmal, wir spielten wieder Hocke auf der Strasse. Im Tor stand Hebi, so heisst er, auch heute noch, stand da in voller Eishockeyausrüstung, Plötzlich ging einer halb bewusstlos zu Boden. Hebi traf den armen Kerl voll mit seinem Stockhandschuh am Kien.
Aus dem BSC Baar entstand in den 60er Jahren mein Lieblingsclub - der EVZ.
Das Eis im Lättich war Natureis und wurde von der Brauerei Baar zum Kühlen des Bieres benutzt. Das Eis wurde in 1 Meter langen Blöcken ausgesägt. Als Buben stibitzten wir manchmal von dem Eis, wenn der Brauiwagen, gezogen von starken Rössern durchs Dorf zog und Bier zu den Kunden brachte.
Auf der gefrorenen Lorze zu laufen war auch so eine heisse Sache. Natürlich nur so lange bis einer von uns einen Schuh voll herauszog.
Schlittenrennen waren auch immer wieder ein Highlight. Beliebt war für solche Anlässe die «Neue Strasse». Die befand sich gut 300 Meter hinter dem letzten Höllhaus. Wenn diese Strasse so richtig vereist war konnte uns nichts mehr halten. In Zweierteams rasten wir bäuchlings ohne Rücksicht auf Verluste die Strasse hinunter. Nur Siege zählten - damals schon.
Aber wie heute auch, einmal geht jeder Winter zu Ende und das war bei uns in der Höll nicht anders. Und auch wir freuten uns auf den kommenden Frühling und den Sommer.
Wie wohnten oder hausten wir Höller?
Wie schon erwähnt, bestand die erste Wohnung die wir, meine Mutter, meine um gut 3 Jahre jüngere Schwester und ich beziehen durften aus einer grossen Küche, einem Zimmer und einer Stube. Links neben der Eingangstür war ein kleines WC. Vor unserem Bezug war dies alles ein Raum, es war der Kindergarten der Spinnereikinder. Da ich erst mit dem Wohnungsortswechsel in die Höll ein Spinnikind wurde kannte ich diesen Kindergarten nicht. Ich besuchte den Kindergarten im Westen von Baar im Haus Konkordia ganz in der Nähe des Krankenasyls.
Oben unter dem Dach wohnte eine alleinstehende Frau. Soweit ich mich noch erinnern kann, bestand ihre Wohnung nur aus einer Küche und einer Stube. Alles war abgeschrägt. Es war schon eher ein dunkle Höhle. Mit dieser Frau hatten wir mehr als einmal mächtig Krach. Zu ihrer Wohnung gelangte sie auf einer Stiege, die aussen an einem unserer Küchenfenster vorbei nach oben führte. Sie konnte also direkt in unsere Küche sehen.
Rund um den Vorplatz, der mit Kopfsteinpflaster ausgelegt war stand ein Haag. Hinter allen Spinnihäusern aber vor den grossen Gärten befanden sich Holzschöpfe, heute sagt man Gartenhäuser. Diese Gartenhäuser dienten zum Unterbringen von Holz, Gartenwerkzeug, Velos usw. Unser Schopf hatte als einziger noch einen Dachboden und ein grosses Vordach. Ein idealer Platz für uns zum spielen. (Siehe Foto mit mir und Toni). Viele Spinnileute züchteten Hasen um das vielfach karge Mittagsmahl aufzubessern. Die Hasenställe standen hinter den Gartenhäuser.
Vorne an den Häusern entlang führte die Strasse ins Lorzentobel, und zu den Höllgrotten. An der Strasse entlang brachte die Lorze das Wasser, manchmal wenig manchmal auch sehr viel vom Tobel Richtung Lättich. Soviel ich weiss ertrank ein kleiner Knabe bei reissendem Wasser in der Lorze. Das war aber vor meiner Höllerzeit. Bei Hochwasser blieben wir dem Fluss aber meistens fern. Es kam aber schon hie und da vor, dass ein Kind in die Lorze fiel, zum Glück aber liefen solche Stürze meistens glimpflich ab.
Nun aber wieder zurück zu unserer Wohnung. In der Küche stand ein grosser Ofen. Im Winter musste mit ihm alle Räume beheizt werden. Das war dann manchmal schon ziemlich kalt, wenn wir von der Schule nach Hause kamen in die ungeheizte Wohnung. Die Mutter musste bis halb sechs arbeiten. Da mussten wir halt Hand anlegen und zünftig einheizen. Wir hatten da einen Trick um das Feuer schnell zu entfachen Bodenwichse. Ein Stück davon und im Nu loderte ein kräftiges Feuer. Gern gesehen hat dieses Vorgehen die Mutter nicht. Foto: Meine Mutter und Irma. Meine Mutter war eine leidenschaftliche Gärtnerin
Im Sommer war unsere Wohnung angenehm kühl. Unser Haus hatte 80cm dicke Mauern. Wir könnten wunderbar auf den blumengeschmückten Fenstersimsen hocken und zu Fenster hinaus schauen. Ich schlief in der Stube und meine Mutter und meine Schwester im Zimmer. Das war gut so, denn ich war ein Büchernarr und las sehr viel und so konnte ich nach dem Zubettgehen noch bis tief in die Nacht hinein lesen.
Ich hatte schon mit 10 Jahren ein eigenes Büchergestell für meine Bibliothek. Schweizer Sagen und Heldengeschichten, Biggles und seine Abenteuer als Buschpilot und die Vorläufer von den Mondobüchern waren meine meist- und auch mehrfach gelesenen Bücher. Heimlich lasen wir auch Tarzan, Wildwester und Rolf Touring. Rolf Touringhefte waren besonders spannend, (in der Schule verboten) denn diese Geschichten handelten meistens von Abenteuer im weit entfernten China. In Opiumhöhlen und in verschlungenen Gassen von Schanghai. Da standen uns manchmal vor Angst die Haare zu Berge. Es gab da schön Nächte in denen ich kaum einschlafen konnte und mich die Geräusche von draussen unter die Bettdecke zwang.
Ich gestehe, ich lese auch heute noch hie und da Wildwesthefte und ganz besonders gerne sehe ich mir im Fernseher Wildwestfilme an. Lesen ist auch heute noch meine Leidenschaft. Ohne Buch gehe ich auch heute noch nicht ins Bett. Krimi lese ich eher selten. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage, in unserer Wohnung stehen sicher weit über 500 Bücher rum. Irma meine Frau, von ihr später mehr, liest noch mehr als ich!
Zurück zur Wohnung. Wir hatten natürlich zu der Zeit noch keine Badewanne. Baden konnten wir alle zwei Wochen einmal im freistehenden Waschhaus oder sonst wurden wir in einen kleinen Zuber gestellt und mit Wasser und Seife sauber geschruppt.
Einen Fernseher kannte man zu der Zeit noch nicht, wir hörten aber viel Radio. Es gab damals viele Hörspiele und die ganze Familie sass um das Radio.
2 Mal die Woche kam der Milchmann vorbei und zwar schon zu früher Stunde. Die Milch verstauten wir im kühlen Keller. Auch Kühlschränke kannte man damals noch nicht. Es kam schon hie und da vor, dass die Milch sauer wurde. Dafür war ein Konsum für den täglichen Essensbedarf ganz in der Nähe, beim Paradis. Weiter Einkaufsmöglichkeiten gab es noch am Bühlplatz, beim Schulhaus Marktgasse und ganz in der Nähe der Kirche. Eine Bäckerei und einen Milchladen hatten wir an der Langgasse und der nächstgelegene Metzger war am Bühlplatz. Etwa 5 Meztgereien gab es in den 50er Jahren in Baar und ebenso viele Bäckereien. Was uns damals weniger interessierte, waren die grosse anzahl von Beizen und Kaffees im Dorf. Wenn ich mal mit Aufzählen der Restaurants bei der Brauerei beginne, geht es weiter zum Rest. Langgasse, Kaffee Bühl, Falken, Bären, Rigi, Baarbürgli, Kaffee Höfliger, Rest. Rössli, Hans Waldmann, Kreuz, Maienrisli, Pöstli, Krone, Schwert, Waage, Adler, Hirschen, Bahnhöfli, Gotthard, Lindenhof, Ochsen, Freihof, Löwen und das Landhaus.
Mit der Kirche meine ich die katholische Kirche - ich bin Katholik. Ich habe ja schon berichtet von meiner 2 oder 3 jährigen Sängerknabenkarriere.
Was gibt es noch zur Wohnung zu sagen? Einmal, an einem Frühling, wir waren noch nicht lange in der Höll, fing es im Zimmer fürchterlich zu stinken an. Der Holzboden klaffte auseinander und grosse weisse Pilze schossen aus dem Boden. Schossen kann man schon sagen, denn das passierte innert wenigen Tagen. Da das Zimmer nicht unterkellert war und wenig Sauerstoff zwischen dem Zimmerboden und dem Untergrund war, konnten sich diese Pilze so stark verbreiten.
Die Spinnerei hatte eine eigene Schreinerei und die behoben innert Kürze diesen Schaden. Diese Wohnung wurde später, als wir auszogen, zu einem Bastelraum umfunktioniert.
Die Baarburg.
Die Baarburg übte auf uns Kinder immer wieder eine grosse Herausforderung aus. Es war für uns ein geheimnisvoller Berg. Meistens, wenn wir auf Erkundigungen aus waren, gab es weit und breit keine andere Menschen dort. Oben auf dem Plato war es gespenstig still und die Sonne vermochte kaum ihre Strahlen durch die dichten Tannäste zu schicken.
In unseren von Fantasie überschäumenden Köpfen sahen wir Gespenster, böse Mächte, wilde Ritter und feuerspeiende Drachen. Was wir aber wirklich sahen waren Füchse und Rehe aber nur wenn wir einmal unsere lauten Mäuler im Zaune halten konnten und das kam aber selten vor. Mit unserem Lärm konnten wir auch unsere Angst verbergen.
Auf die Baarburg führte wie auch heute noch nur eine Fahrstrasse für die Waldbearbeitung auf den Hügel.
Wenn man bei Wikipedia nachliest, wird der Name Baarburg 1348 erstmals als Baarburg urkundlich erwähnt und geht auf das keltische Wort Barros zurück, was soviel wie Spitze, Anhöhe oder Berg bedeutet.
Das Gipfelplato liegt auf 683 Meter über Meer, knapp unterhalb Allenwinden. Ab 1550 vor Christi. Bis um 700 nach Christi soll es dort oben mehrere Siedlungen gegeben haben. Man hat bei Grabungen Tonscherben gefunden.
Also waren da doch manchmal Geister am Werk die uns Angst einjagen konnten.
Auf der Ostseite, an einer steilen fast unzugänglichen Felswand ist eine Höhle, das sagenumwobene Erdmanndliloch. Ein gefährliches aber umso interessantes tiefes Loch im Fels. Wir Kinder konnten sicher 10 Meter tief hineingehen ohne das wir uns bücken mussten. Noch einmal einige Meter ging es dann nur noch kriechend und mit Taschenlampe. Wenn wir ganz hinten ruhig hockten konnte man unsere Herzen schlagen hören. Stunden lang konnten wir in dieser Gegend umhergehen und träumen. Wir vergassen die Zeit und den Schulstress.
Unnatürliche Geräusche etwa ein knackender Ast oder ein unbekannter Vogelpfiff konnte uns einen gehörigen Schreck einjagen und es brauchte nicht viel, und wir rannten Hals über Kopf davon. Erst in heimischen Gefilden, in der Höll, kamen wir wieder zur Ruhe.
In den 80er Jahren war ich einmal mit meinen Kindern dort oben, leider sah man nicht mehr viel vom Erdmanndliloch, es fällt immer mehr zusammen. Ob man heute noch etwas sehen kann weiss ich nicht, wäre aber einmal einen Augenschein wert.
Zwischen 1964 und 1981 betrieb man gleich hinter dem Hügel am Baarburgrank eine stinkende, rauchende Kehrrichtdeponie! (Foto)
Ein eigenes Velo
Ein Velo in der Schulzeit zu besitzen war für uns Kinder das Allergrösste. So wie ich mich erinnern kann, besass kein Höllerkind in der Primarschulzeit ein eigenes Velo, jedenfalls kein neues. Auch mir erging es nicht besser. Meine Mutter versprach mir aber, wenn ich die Sekprüfung bestehen würde, bekäme ich ein neues Velo. Die Prüfung bestand ich problemlos und meine Mutter hielt Wort. Ich konnte mir einen silbrigen Dreigänger im Veloladen auslesen. Ab sofort war ich natürlich viel mit dem Velo unterwegs. Manchmal fuhr ich, am schulfreien Mittwoch, mit meiner kleineren Schwester bis in die Stadt Zürich zum Spielwarengeschäft Franz-Karl-Weber . Kaufen konnten wir nichts, denn Geld hatten wir keines . Ich stand vor den elektrischen Modelleisenbahnen (immer ein Weihnachtswunschgeschenk) und stellte mit vor, wie schön es wäre, wenn die bei mir zu Hause stehen würde - träumen darf man. Wir träumten viel.
Zu jener Zeit war es absolut kein Problem mit dem Velo durchs Sihltal oder über den Hirzelpass nach Zürich zu fahren. Der Verkehr hielt sich in Grenzen. Besonders der Hirzel war fast Autofrei. Kaum zu glauben, wenn man heute die Autoschlangen am Hirzel sieht.
Zur Schule gingen wir aber meistens zu Fuss. Es war viel spannender mit den Kameraden nach der Schule noch irgendwo einen Umweg zu machen. Nur so konnte man noch etwas erleben. Uns hätte es schön gestunken, wenn uns das Mami zu Schule gebracht hätte. (Im Gegensatz zu heute!) Die Mütter von damals hätten auch gar keine Zeit dazu gehabt. Viele mussten mithelfen Geld zu verdienen oder mussten zu Hause zu den kleinen Kindern schauen.
Noch etwas zur Schulzeit: In meine Sekundarschulzeit viel auch der Bau des heutigen Sternmatt 1 Schulhaus. Der Bau mit Turnhalle wurde ganz gross gefeiert. Unsere Klasse stellte am Umzug durchs Baarerdorf Berufe dar. Ich wurde den Metzgern zugeteilt. Das war ein Riesengaudi. Ein Schulkamerad und ich schleppten ein richtiges Kalb durchs Dorf. Das heisst, zuerst konnten wir das Tier kaum bändigen und als es auf halber Strecke müde wurde, mussten wir alle Tricks anwenden um das Tier in Gang zu halten.
Für uns war es recht so, denn bei uns war auch der Schulweg ein Abenteuerspielplatz.
Da es jetzt gerade Mai ist, beim Schreiben dieses Absatzes, kommt mir noch folgendes in den Sinn:
Zu unserer Zeit gab es noch massenhaft Maikäfer und die waren scheinbar eine Plage für die Natur. Wir hatten nun an ein oder zwei Tagen, das heisst früh am Morgen, mit Milchkannen bewaffnet auf Maikäferjagd zu gehen. Wir mussten die Käfer von den Bäumen schütteln. Ganz ergiebig waren die Buchen. Wir sammelten die Viecher zusammen und warfen sie in die Kannen. Die Bauern nahmen sie in Empfang und warfen sie in den Güllentrog.
Nicht das wir die Arbeit gerne getan hätten, aber so vergingen Schulstunden die wir in der Natur draussen verbringen konnten. Solche Stunden hätte ich noch viel mehr gemocht. Ich bewegte mich viel lieber draussen in der Natur und das ist bis heute so geblieben.
Jetzt bin ich vom Velo wieder abgeschweift. Dieses Velo behielt ich bis zu meinem ersten Auto. Es begleitete mich in der Schulzeit und dann zur täglichen Fahrt nach Zug in die Landis & Gyr. Zur Arbeit waren das gut und gerne jeden Tag an die 20 Kilometer. Ich fuhr in der Mittagspause nach Hause. Meine Mutter war eine Spitzenköchin.
In der Sekzeit Zeit kam ich dann noch unverhofft noch zu einem Zelt.
Ein eigenes Zelt.
In meiner kurzen Zeit als Pfader waren wir auch mehrmals mit dem Zelt unterwegs. Diese Art Ferien zu machen gefiel mir ausserordentlich gut. Wenn du am morgen aufstehst bist du mitten in der Natur. Mein Wunsch war es darum ein eigenes Zelt zu besitzen, aber woher nehmen und nicht stehlen?
Und da kam eine einmalige Gelegenheit.
Ich war wiedereinmal beim Baden im Buebegunte. Auf unserem Badeplatz stand ein Zelt und ein Auto mit ZH-Schildern. Es kam selten vor, im Gegensatz zu Heute, dass sich jemand fremder hierher verirrte oder sich gar getraute auf diesem unseren Platz zu bewegen oder gar Besitz zu ergreifen. Diese Leute nun, ein Sie und ein Er wagten dieses Unternehmen, nichtsahnend wie sie waren. Wir alle mussten eine guten Tag gehabt haben, denn wir liessen sie in Ruhe. Das heisst wir kamen sogar ins Gespräch mit den Campern. Es waren ganz anständige Zürcher. Aus dem Gespräch konnte ich entnehmen, dass sie das Zelten lieber aufgeben würden. Bei mir machte es da sofort klick. Ich getraute mich aber nicht zu fragen, ob ich das Zelt haben könnte.
Für solch schwierige Sachen hatte ich immer meine Schwester, sie verkaufte zum Beispiel auch Lose vom FCBaar die eigentlich ich hätte verkaufen müssen. Es ging nicht lange und ich war stolzer Besitzer eben dieses Zeltes. (Siehe Foto.)
Zu Hause zwischen den Häuser stellte ich das Zelt sofort wieder auf. Kein Problem für einen zelterprobten Pfadfinder. Die netten Leute gaben mir noch einen Typ mit nach Hause. Sie meinten ich müsse das Zelt vor Gebrauch noch Imprägnieren.
Das tat ich dann auch. Ich kaufte mir Imprägnierungsmittel und trug es mit einem Schwamm auf. Eine Wasserprobe überstand mein neues Haus auf Anhieb.
Ab sofort ging nun die Ferienplanerei los. Es eröffneten sich mir ungeahnte Möglichkeiten. Nur das Geld für eine grosse Reise fehlte.
Mit Toni zusammen beschloss ich dann in den Sommerferien nach Brienz zum Zelten zu fahren. Mit dem Velo natürlich und über den Brünig. Wir waren damals in der Sekundarschule. Also etwa 14 Jahre alt.
Los ging die Fahrt schon früh am Morgen, denn sie dauerte mit dem Velo doch seine Zeit. Das Zelt teilten wir auf, denn es war unsinnig schwer. Die Zeltstangen bestanden aus wehrschaften Eisenrohren. Schlafsäcke oder Luftmatratzen kannten wir nicht. Wir hatten eine Wolldecke und unter dem Zelt verteilten wir Heu, das wir vom Bauer in der Nähe bekamen.
Das Essen machten wir mit einem Metakocher heiss. Am ersten Tag auf der Strecke halb oben zum Brünigpass gabs Hörndli.
Auf dem Brünigpass kaufte ich mir ein Abziehbildli und klebte es ans Velo. So konnte jedermann sehen, das ich den Brünig bezwungen hatte.
Wie alles gelaufen war weiss ich nicht mehr. Eines ist aber noch fest zu halten. Am anderen Tag packten wir alles zusammen und fuhren wieder nach Hause. Ich glaube beide, Toni und ich hatten Heimweh. Gut - Geld hatten wir auch fast keines dabei.
Ein Jahr später fuhren wir wieder nach Brienz mit dem Zelt. Diesmal aber brachte uns die SBB dort hin. Wir waren nun zu viert und hatten auch etwas mehr Geld dabei. Das Wetter war herrlich, der Brienzersee aber saumässig kalt. Wir hielten es trotzdem einige Tage in Brienz aus. Wir hatten es gut zusammen. (Foto rechts)
Zum Foto rechts: Ich war im 2. Lehrjahr. Wieder zogen wir los mit dem Zelt. Diesmal in den Tessin. Das Zelt liessen wir mit der Bahn transportieren, denn wir zogen es vor, jung und kräftig wie wir waren, mit dem Velo über den Gotthard zu strampeln. Wir schaften das mehr oder weniger ohne grosse Probleme. Wir blieben ca. eine Woche dort unten und genossen das schöne Wetter.
Eine Schrecksekunde hatten wir noch zu überstehen. Unmittelbar neben unserem Zelt ging ein anderes in Flamen auf. Verletzte gab es keine. Dieser Zeltbrand zeigte uns aber deutlich, dass mit dem Gaskocher vorsichtig umzugehen ist.
Den Heimweg machten wir in Etappen. Da Zelt wurde wiederum verladen und auch wir benutzen den Zug bis Göschenen. Von dort fuhren wir mit dem Velo im Regen nach Hause.
Irma
In die Sekundarschulzeit viel mir auch ein hübsches Mädchen aus der näheren Umgebung auf - Irma. Nicht dass ich auch schon vorher andere hübsche Mädchen bemerkte hätte aber dieser Fall war nun schon besonders. Ich begann mich ernsthaft um Irma zu interessieren. Wie sagt man so schön - ich spürte Schmetterlinge im Bauch. Um es vorweg zu nehmen, es war nicht leicht sie zu erobern. Es brauchte Jahre! Irma Müller - wie sagte Rémy Frick an meinem 70. Geburtstag so schön: Irma Müller Knüller wurde dann aber trotzdem meine Frau und Mutter von zwei wunderbaren Töchtern.
Als Fugi in der Landis & Gyr
Um überhaupt eine Stifti in der L&G antreten zu können musste ich zuerst ein Jahr als Fugi in einer Werkstatt arbeiten. Ich war Mädchen für alles. Schrauben holen, Maschinen reinigen, einen Brief oder Zeichnung von einem Büro abholen. Gelinde gesagt eine Sch...arbeit. Mir war es jedenfalls meistens stinklangweilig. Und das ein Jahr lang.
Gut auch dieses Jahr ging vorüber und ich begann meine Lehre als Werkzeugmacher.
Im ersten Lehrjahr waren über 60 Lehrlinge zusammen in einer Abteilung Dazu gehörten Werkzeugmacher, Feinmechaniker und Laboranten. Im zweiten Lehrjahr wurden wir dann geteilt. Wir Werkzeugmacher, etwa 1 Dutzend wurden in die 3 Werkzeugmacherabteilungen verteilt. In den nächsten noch verbleibenden 3 Lehrjahren erlebte ich Hochs und Tiefs. Ich kann von mir nicht behaupten, dass ich ein besonderes eifriger Stift war. Am liebsten hörte ich die schrille Glocke um 17 Uhr, wenn sie uns mitteilte, dass wieder ein «beschwerlicher» Arbeitstag vorüber war. Ich war, und das ist auch heute noch so, am liebsten draussen in der Natur. Aber ich kämpfte mich wacker durch. Auf dem Bild saht man mich links auf einem Stiftenausflug. Da ich ein ziemlich begabter Sportler war durfte ich auch mit einigen wenigen anderen Auserwählten wärend der Arbeitszeit für das Quer durch Zug trainieren gehen. Mein Vorgesetzter sah das nicht so gerne. Er hätte, so meinte er einmal, viele lieber, wenn ich mich auch in der Werkstatt so einsetzen könnte!
In diese Zeit begann auch meine «richtige Fussballkarriere» beim FC Baar. Als Junior begann ich beim FC schon in der Sekzeit Fussball zu spielen. Darüber mehr weiter unten.
Ende des dritten Lehrjahres musst ich noch für 17 Wochen in die RS. Sie brachte eine willkommene Abwechslung in meinen Lehrlingsaltag. Auch darüber gibt es später doch einiges zu berichten.
Foto: Stiftenausflug
Fussballer beim FC Baar
Der FC Baar gründete Mitte der 50er Jahre eine Junioren C Abteilung. Schon beim zweiten Training war auch ich mit dabei aber noch mit Turnschuhen. Dies änderte sich aber sofort. Bei einem Klubmitglied konnten wir Buben Fussballschuhe anprobieren und gleich kaufen. Soweit ich mich erinnern kann, hatte er nur die eine Marke: «Graf Junior». Heute würde man sie als Bergschuhe verkaufen. Sie waren ziemlich schwer. Die Stollen waren aus Leder und wurden mit Nägel befestigt.
Ob wir zuerst ein Freundschaftsspiel bestreiten durften weiss ich nicht mehr. Jedenfalls war ich wahnsinnig traurig als ich als Überzähliger das erste Meisterschaftsspiel nicht mitspielen durfte. Überzählig war ich, weil mit meinem Jahrgang nur zwei Spieler in der Mannschaft auflaufen durften und in unserer Mannschaft hatte es 4 Spieler mit Jahrgang 42. Beim zweiten Match aber durfte ich mittun und scheinbar reichten meine fussballerischen Qualitäten aus um an all den folgenden Spielen teilnehmen zu dürfen. Ab dieser Zeit wurde ich für viele Jahr nie mehr auf die Ersatzbank gesetzt.
Auf die folgende Saison hin wurde eine zweite Mannschaft« Junioren B» gegründet und da war es dann für mich überhaupt kein Problem mehr mit tun zu dürfen. Der FC Baar hatten also ab sofort 2 Juniorenmannschaften: Ein Jun. C, das waren die Jüngsten und eine Jun. B. So weit ich mich erinnern kann, habe ich 2 Jahre B gespielt und dann gabs in Baar schon eine A Mannschaft. Ich war mittlerweile schon so um die 18 Jahre alt. Als ich A-Junior spielte.
Zu unserer Zeit gab es nur C, B, A und Inter A Juniorenmannschaften. Der damalige Sportclub Zug, heute Zug 94, hatte in jener Zeit eine solche Inter Mannschaft. In der spielten die Stierlibrüder, die dann später auch beim FC Zürich spielten.
Nun, ich war glücklich dass ich in Baar spielen durfte.
Ich war noch lange nicht zwanzig als das erste Aufgebot für die erste Mannschaft im Briefkasten lag. Stolz war ich und glücklich. Das Aufgebot, eine Postkarte, trug ich die ganze Woche im Hosensack rum und zeigte es allen meinen Kameraden. Der erst Match war ein Freundschaftsspiel. Ob wir gewonnen hatten weiss ich nicht mehr, das wichtigste für mich aber war, dass ich gefallen konnte, denn ich bekam weitere Aufgebote und durfte schon bald mit der ersten Mannschaft mit trainieren. Ich wurde als Aussenverteidiger eingesetzt. Meine Gegner hatten es nicht leicht mit mir. Ich war aufsässig und konnte auch ziemlich hart einsteigen und dies auch noch im Alter von 35 Jahren, denn so lange spielte ich mit wenigen Unterbrüchen in der ersten Mannschaft. Ich hatte das Glück, dass ich nie für längere Zeit verletzt ausfiel.
Wir spielten bei meinem Eintritt in die erste Mannschaft in der 3. Liga aber nur noch für 2 Jahre, denn in der Saison 62/63, ich war gerade mal 20, wurden wir Gruppenerste. Die Aufstiegsspiele in die 2. Liga gegen Sursee und Schötz gewannen wir problemlos und wurden Regionalmeister. Zusammen mit Sursee stiegen wir in die 2. Liga auf. Soweit ich mich erinnern mag, kamen wir danach 2 Wochen lang nicht mehr aus dem Festen herraus. Es flossen einige Liter Bier. Wen wunderts, unser Präsident war damals Christian Buck und der war Besitzer der Brauerei Baar.
Das erste Zweitligajahr wurde dann hart, sehr hart für uns. Wir konnten nur mit Mühe den Abstieg verhindern. Ich absolvierte in dieser Saison die Rekrutenschule, verpasste aber keinen Match. Fussballspielen war damals (fast) das Grösste für mich. (Ausser meiner festen Freundin, aber darüber später.)
(Auf dem Foto links, sieht man mich am Boden, mit gestreiftem Leibchen im Spiel gegen Ibach. Der 2. kämpfende Baarerspieler ist René Bachmann. Er spielte auch beim EVZ in der Nationalliga A.)
Die zweite Saison verlief dann viel besser für uns. Wir bekamen einen neuen Trainer und einen neuen Sponsor der zwei grossartige Spieler aus Deutschland verpflichtete. Wir schafften den 4 Platz. Ich war mittlerweile Kapitän der Mannschaft.
Scheinbar genügte dieser 4. Platz unserem Sponsor noch nicht. Es kam ein neuer Trainer und weitere neue Spieler wurden verpflichtet. In dieser Mannschaft spielten nun über die Hälfte Deutsche. Aber wir gewannen. Für mich war das super mit so guten Spieler spielen zu dürfen. Weniger gut war es für diejenigen, die nicht mehr mitspielen konnten.
In der Saison 65/66 wurden wir Zweitligameister und bestritten die Aufstiegsspiele in die erste Liga. Wir verpassten den Aufstieg nur ganz knapp. Hätten wir das letzte Spiel gewonnen wären wir aufgestiegen. Wie ich dann später vernehmen musste, wollte man gar nicht unbedingt aufsteigen. Etwas war damals faul. Ich selbst musste bei diesem wichtigen Match auf der Ersatzbank (erstmals in meiner Aktivkarriere) Platz nehmen. Es war eine Riesenenttäuschung für mich. Übrigens, ich heirateten am Samstag vor dem ersten Aufstiegsspiel meine feste Freunden, du erinnerst dich!
Die neue Saison begann. Wir hatten wieder einen neuen Trainer. Mit dem verstand ich mich nicht all zu gut, ich motzte und wurde in die zweite Mannschaft strafversetzt. Nach nur 3 Spielen wurde ich wieder begnadigt, denn alle Spiel ohne mich gingen verloren! Danach spielten wir, wir waren spielerisch nicht mehr so gut besetzt, nur noch auf Unentschieden und konnten uns so im Mittelfeld retten. Damals gab es noch für ein gewonnenes Spiel 2 und für ein unentschieden gespieltes Spiel 1 Punkt.
Eine Saison später stiegen wir dann aber sang und klanglos in die 3. Liga ab.
Wie es weiter ging mit meiner fussballerischen Kariere später
Wir nahmen auch an vielen Grümpelturnieren teil. Auf dem Foto ein ganz besonders erfolgreiche Mannschaft bei der ich, hinten in der Mitte, mitspielen durfte, die «Star Players»
Heisse Öfen
Eine sehr heisse Zeit erlebten ich so um die Zwanzig. Irgendwie tauchten in unserem Revier Motorräder auf. Woher die kamen weiss ich auch nicht. Es war nicht nur eines, nein 3 Stück von diesen heissen Öfen standen plötzlich vor der Öffentlichkeit, sprich Eltern, gut abgeschirmt herum. Eine AJS, Gilera und eine BSA waren fahrbereit für uns da. Illegal und ohne Nummernschild, bereit für den heissen aber auch gefährlichen Ritt. Unterwegs waren wir meistens auf der Strasse zur Höllgrotte, oder auf der Baarerburg.
Dort auf der Baarerburg gab es eine kleine, selten benutzte Kiesgrube, die heute noch besteht. Für uns ein ideales Gebiet um unsere Motocrossfähigkeiten zu testen. Da kam es manchmal zu haarsträubenden Stürzen. Wir hatten aber immer unglaubliches Glück, dass ausser kleinen Schürfungen nichts Ernsthaftes passierte.
An einem Abend, wir waren wieder unterwegs mit den Töffs, passierte mir folgendes: Ich sass als Lenker auf der Gilera und als Beifahrer hockte hinten mein Schulkamerad Hebi. Die Gilera hatte einen Sitzbank also ein durchgehender Sattel. Wir waren unterwegs auf der Höllstrasse ca. 300 Meter hinter dem letzten Höllhaus. Ich muss gestehen, ich war kein besonders guter Fahrer, bei mir fuhr immer etwas die Angst vor Stürzen mit. Bei einer leichten Rechtskurve verlor ich etwas die Herrschaft über den Töff und es trieb mich stark an den linken Strassenrand und dort war Schotter. Auf dieser Seite der Strasse stand auch eine grosse, dicke Eiche. Wie hypnotisiert fuhr ich auf diese Eiche los. Hebi, mein Beifahrer schaltete geistesgegenwärtig und wenige Meter vor dieser Eiche sprang er ab. Beim Abspringen gab er mir noch einen Stoss, Richtung Strasse und so konnte ich dank ihm einen frontalen Zusammenstoss verhindern. Mit dem Lenker streifte ich aber trotzdem noch leicht den Baum. Ich machte einen Salto und flog Kopfüber auf die Strasse – ohne Helm. Einen kurzen Moment war ich ohne Atem aber sonst war mir nichts passiert. Auch Hebi blieb Gott sei Dank unverletzt, einzig der Töff hatte eine Delle im Benzintank. Fazit: Seit jener Zeit sass ich nie mehr auf einem Töff als Fahrer.
Wir hatten aber nicht nur Motorräder zum Fahren. Auch einen Messerschmitt (Foto) stand uns zur Verfügung. Zwar hatte das Auto, wenn man es so nennen darf, ein Faustgrosses Loch im Boden und das Dach war offen, aber das tat unserem Fahrvergnügen keinen Abstrich. Nachts jagten wir mit grossem Vergnügen Hasen auf den Waldstrassen. Die armen Viecher konnten, wenn sie einmal im Scheinwerferlicht waren, nicht mehr ausweichen und sprangen in grossen Sprüngen vor uns her.
Die Messerschmitt ist ein Zweisitzer, siehe Foto. Wir aber waren wiedereinmal zu Dritt unterwegs. Hebi und Armin standen hinten auf dem Sitz und ich fuhr. Auf der Ober Allmend passierte es dann, es war in einer Rechtskurve. Ich war nicht sehr schnell unterwegs und trotzdem kippte unser Untersatz und wir landeten im Graben. Und wieder hatte ich Glück, keiner wurde verletzt. An diesem Nachmittag musste ich aber die Führung an Hebi abgeben. Auf der Heimfahrt von der Ober Allmend Richtung Baar trafen wir einen Schulkollegen. Der hielt uns auf und wollte auch noch mit fahren. Hebi sagte ihm er solle doch einfach auf den Hinterteil aufsitzen. Als er aber aufspringen wollte, wir rollten schon ein wenig, drückte Hebi aufs Gaspedal und der arme Kerl kam nicht aufs Auto, konnte aber auch nicht mehr los lassen, sonst wäre er böse gestürzt und so musste er neben uns herspringen, bis unsere Fahrer wieder den Fuss vom Gaspedal löste.
Einmal, da war ich nur Zuschauer, als Hebi am Steuer sass und auf der Strasse im Lorzendamm beim ersten Haus (steht heute nicht mehr) mit dem Messerschmitt rumkurvte. Um ein Haar, es ging wirklich um Zentimeter, schrammte er am Rand der Lorze vorbei. Nur ganz wenig fehlte und er wäre 3 Meter tiefer in der Lorze gelandet.
Ich muss gestehen wir hatten alle immer wieder ein Riesenglück, dass es bei solchen Aktionen zu keinen schweren Unfällen kam.
Beim Militär Rekruten- und Unteroffiziersschule
Im dritten Lehrjahr musste ich mich «stellen» - die militärische Eignungsprüfung. Um es vorweg zu nehmen, ich wollte unbedingt Militärdienst leisten. Schon vor der Stellung machte ich Jungschützenkurse und zwar mit dem Karabiner. Der starke Rückstoss behagte mir zwar gar nicht, meine Trefferquote war dementsprechend. Nuller gabs zwar selten, aber die Schüsse lagen weit verstreut auf der Scheibe.
Am Stellungstag tat ich Alles um in den sportlichen Übungen zu glänzen. Ich erhielt bei allen Disziplinen eine 1. Ich hatte auch eine Vorstellung in welcher Waffengatung ich dereinst Dienst tun wollte – Füsel. Eigentlich habe ich mich auch gar nicht weiter schlau gemacht. Da ich sportlich recht gut zwäg war, dachte ich mir, das ich bei der Infanterie gut bestehen könne. Auf die Frage der hohen Herren, was ich den für einen Wunsch hätte, musste ich also nicht lange überlegen. Solche Leute können wir gut gebrauchen meinten die vom Prüfungskomitee und peng hatte ich den gewünschten Stempel.
Nach dem Stellen ging es dann recht zünftig zu und her. Jedenfalls kreuzte die Polizei bei uns auf weil so ein Schlauer in seinem Suff einen Blumentopf vom Balkon des ehemaligen Rest. Zugerhof aufs Trottoir hinunter warf, und das vom 5 oder 6 Stock.
Im Februar 1962 noch immer als Stift im 4. Lehrjahr begann die Rekrutenschule in Bellinzona. Klar ging ich mit gemischten Gefühlen weg von zu Hause. Das hatte mehrere Gründe: Ich war nicht gerne weg von meiner Familie und von Baar und da war ja auch noch mein Schatz, den ich auch nicht so gerne verliess. Glücklich war ich einzig, weil ich für 17 Wochen nicht mehr in die L&G musste.
Ich nahm mir vor ein guter Rekrut zu sein. Mein Ziel war es auch nie in die Kiste zu kommen. Ein anders Ziel war aber ganz klar – ich wollte weiter machen. Ich wollte nicht als gewöhnlicher Soldat meine militärische Kariere beenden.
Einen ersten Dämpfer kam aber schon am ersten Tag. Ich musste mal Austreten und zwar in der Kaserne. Ich begab mich ans Örtchen und war gerade am Verrichten meiner Sache als ich ganz eklig von hinten angeschnautzt wurde „was ich da mache“. Blöde Frage dachte ich mir. Ich schaute mich um und da stand ein Korporal. Ich wusste nicht was sagen, denn ein normaler Mensch kann sicher erahnen, was man auf der Toilette tut. Ich schwieg. Das passte dem Herr nicht und er schnauzte weiter. „Können sie sich nicht anmelden“. Konnte ich nicht, denn mein Gruppenführer hatte uns das Anmelden noch nicht gelernt. Später als ich dann Wks absolvierte, wurde dieser Korporal ein guter Freund und wir arbeiteten sogar in der gleichen Firma, bei IBM.
Ich hatte das grosse Glück einen guten Korpis und einen guten Zugführer zugeteilt zu bekommen. Jedenfalls hatte ich es schön, wenn man dem so sagen kann, in der Rekrutenschule. Mit dem Feldweibel hatte ich schon mehr Mühe. Wir gerieten einige male aneinander. Auch er wurde später ein guter Kollege.
Am ersten Tag bekommt man seine Ausrüstung: Tenü Grün, Tenü Blau, Sturmgewehr und viele weitere Utensilien.
Nun am 2. Tag lernte auch ich mich richtig anzumelden und in den folgenden Tagen und Wochen wurde ich ein guter Rekrut. Mit dem Sturmgewehr wurde ich sogar ein ausgezeichneter Schütze. Schon bald wurde ich, und darauf bin ich heute noch etwas stolz, zum Scharfschützen ausgebildet. Ich erhielt ein zweites Gewehr – ein ganz spezielles. Einen Karabiner mit Zielfernrohr und Zweibeinstützen. Und was mir an diesem Gerät besonders gefiel, es gab keinen Rückstoss. Pro Kompanie, ca. 150 Mann, wurden nur je 5 Rekruten ausgebildet und ich war einer von denen. Wir erhielten eine Spezialausbildung. Im Ernstfall wäre ich dem Zugführer direkt unterstellt worden und hätte ganz spezielle Ziele – Menschen – eliminieren müssen. Nun dazu kam es ja Gott sei dank nie.
Am Ende der Rekrutenschule setzte mich mein Zugführer ganz schön unter Druck. Beim Schiessen aufs Schützenabzeichen wurde von mir ganz klar verlangt, dass ich diese Auszeichnung unbedingt machen müsse. Ich schaffte es. Auch sportlich hatte ich keine Mühe ich konnte körperlich mühelos mithalten und dank meinem Indianerblut lag mir das Herumschleichen und Kriegerlen ganz besonders. Als Höllerkind ist man dazu prädestiniert.
Gegen Ende der Rekrutenschule erhielt ich den sehnlichst erwünschten Vorschlag zum Korporal. Auch zu Hause war man stolz auf mich. Ich glaube einzig meine Freundin (Foto oben) hatte nicht so den Plausch an meiner Beförderung.
Ich tat gerne Dienst, war aber immer froh, wenn es Samstag wurde und wir nach Hause entlassen wurden. Es war zwar sehr mühsam, denn die Reise mit dem Zug von und nach Bellinzona dauerten immer so um die 2 Stunden und vor Samstagmittag wurden wir nie entlassen und am Sonntag mussten wir um 23 Uhr in der Kaserne sein. Es waren kurze aber um so intensivere Wochenende.
Nun es gäbe da noch einige Episödchen von der Rekrutenschule zu erzählen, aber ich denke das genügt so.
Nach der RS kamen dann die letzten Monate als Lehrling. Im Frühling 1963 schloss ich die Werkzeugmacherlehre mehr oder weniger gut ab. Ich erhielt jedenfalls das Zeugnis und darüber war ich sehr glücklich. Es war ein intensives Jahr, denn ich musste nicht nur die Prüfung bestehen sondern auch wie oben schon beschrieben, stiegen wir in die 2. Liga auf. Darum hatte auch hie und da der Ehrgeiz beim Beruf etwas gelitten.
Im Juli 63 begann dann meine Unteroffiziersschule wieder in Bellinzona. Ich war nun ausgelernter Berufsmann und hatte, was sehr nobel von der L&G war, in der vierwöchigen UO-Schule den vollen und bei den 17 Wochen Abverdienen den halben Lohn. Ich konnte also recht gut Leben. Die Kleider und das Essen beglich ja der Bund und die Heimreisen zahlte meistens der FC. Weniger schön war, ich hatte keine Freundin mehr, d.h. sie war für ein Jahr nach Florenz gezogen.
Unsere Kompanie bestand aus Innerschweizern und Wallisern. Da gab es hie und da ganz schöne Verständigungsschwierigkeiten. Aber im grossen und ganzen funktionierte das Zusammenleben recht gut. Gar nicht verstand ich mich mit einem Leutnant in der UO-Schule. Als sogenannter Schlauchlöfti (Leutnant) war uns Art Furrer, ja genau der, zugeteilt. Der Kerl kostete mich sogar einmal 50 Franken. Er teilte mich einmal in die Sonntagswache ein, Ich aber hatte ein wichtiges Aufgebot vom FC. Was tun. Ich fragte einen Walliser der sowieso nicht nach Hause konnte, die Reise ins Wallis war für die meisten zu lang, ob er er für mich die Wache übernehmen könne. Er tat es für eben diese 50 Franken.
Ich hatte dann als UO eine recht gute Gruppe, (Foto links, ich war fast der Kleinste). Je länger aber das Abverdienen dauerte, je mehr kam mir zu Bewusstsein, dass ich nicht zum Offizier geboren bin. Mann muss wissen, eigentlich wollte ich die Offizierslaufbahn einschlagen, wenn möglich sogar Profimilitär. Zum Glück bekam ich dann den Vorschlag nicht, ich war damals auch nicht traurig deswegen. Auch heute noch bin ich froh, dass es so gekommen ist, denn mit meiner eher kritischen Einstellung zum Militär wäre es sicher nicht allzu gut herausgekommen oder ich hätte mich verstellen müssen und das liegt gar nicht in meiner Natur. Ich will meine Meinung sagen dürfen.
Foto oben: Meine Gruppe in Bellinzona. Ich war fast der Kleinste.
Ich darf hier feststellen, dass ich alle meine Dienstage und das sind fast 600, geleistet habe. Auch die Beförderung zum Wachmeister hatte ich sicher nicht gestohlen. Auch ausserdienstlich tat ich sportlich noch einiges fürs Vaterland. Ich liess bis zum 50. Lebensjahr kein Obligatorisches und fast kein Feldschiessen aus. Gewann für meine Einheit einige Zuger Orientierungsläufe. Führte eine Gruppe am Divisionslauf in Andermatt (Foto links) und bestritt einen Regimentslauf auf der Ibergeregg. Ganz besonders Stolz bin ich auf den Eidgenössischen Kranz, denn ich in Zürich 1963 während der UO geschossen habe. Ein zweiter Kamerad aus der UO-Zeit, später war er für kurze Zeit sogar mein Kompaniekommandant, und ich durften von Bellinzona aus nach Zürich ans Eidgenössische reisen. Mein damalige Kadi verlangte von uns unbedingt einen Kranz. Wir erfüllten seinen Wunsch, bekamen aber keine Vergünstigungen, wie etwa einen Tag Urlaub oder so, anderen Kompaniekommandanten waren da schon splendabler.
Nach der Unteroffiziersschule. Das Leben ging weiter
Nun hatte ich wieder die langen Tag, Wochen und Monate eingesperrt, in der Fabrik vor mir. Zuerst aber nahm ich noch einige Tage Urlaub nach den 21 Wochen Militärdienst. Ein guter Freund und ich, spazierten nach Sihlbrugg warum weiss ich auch nicht mehr. In Sihlbrugg schauten wir uns die Autos an die da zum Verkauf herumstanden. Ein kleiner herziger Renault Daufine stach mir in die Augen, besonders auch der Preis. 700.- Schweizerfranken. Keine Stunde später war ich stolzer Besitzer eines Autos. Nicht vorgeführt und mit einigen Rostflecken. Und wenn man genauer hinsah, hatte er sogar durchgerostete Stellen! Ich weiss gar nicht mehr wie das Auto zu mir nach Hause kam, denn einen Führerausweis hatte ich damals noch nicht. Der Renault stellten ich auf einen nahegelegenen Parkplatz bei uns in der Höll ab. Meiner Mutter getraute ich meinen überraschenden Kauf noch nicht zu sagen. Das Geld für das Auto hatte ich in der UO gespart!
Was heute nicht mehr möglich ist, der Rosthaufen kam damals durch die Fahrzeugkontrolle!
Jetzt musste aber sofort der Lernfahrausweis her. Ich brauchte 11 Fahrstunden und büffelte wie verrückt bis zur Fahrprüfung. Mein Ziel war es, beim ersten Mal die Prüfung zu bestehen. Bis etwa 2 Wochen vor der Prüfung fuhr ich fast jeden Tag in die L&G nach Zug und das mit dem Lernfahrausweis. Ich hatte Glück und kam nie in eine Kontrolle. Diese unerlaubte Fahrerei gab natürlich Praxis und die konnte ich gut gebrauchen für die Prüfung. Um es kurz zu machen - ich bestand auf Anhieb. Ich erhielt den Brief und eine Stunde später war ich mit zwei Freunden unterwegs mit dem Auto zum Rheinfall. Ich war so sicher, dass ich die Prüfung bestehen würde dass wir alle drei für diesen Tag Ferien eingaben.
Trotz der Vielfahrerei hatte ich einmal eine Rabenschwarze Woche. Gleich zweimal hatte ich mit einem anderen Auto Blechkontakt und weil beide male ich schuldig war, musste ich bezahlen. Danach hatte ich einige Monate finanziell nichts mehr zu Lachen.
An einem Abend mitten in der Woche, beschloss ich mit Kameraden zusammen, am nächsten Tag mit dem Zelt und natürlich mit meiner Daufine zu verreisen. Das Zelt entlehnten wir einem Kameraden, der von seinem grosszügigen Entgegenkommen gar nichts wusste. Wir fuhren also zu dritt los Richtung Österreich. Zu Hause wusste man nichts von unserer 2 tägigen Blitztour. Jedenfalls wurden wir gar nicht anständig empfangen als wir uns daheim zurück meldeten.
Foto rechts: Mein erstes Auto. Hier auf der 2-tägigen Spritzfahrt Österreich-Deutschland. An der Motorhaube sieht man die Bäule vom 2. Unfall.
Im Sommer 64 beschlossen wir, mein Schatz und zwei Kameraden für Zeltferien nach Jugoslawien zu fahren, mit dem Zelt und mit 2 Autos. Aber wenige Tage vor den Ferien klappte mein Auto mitten auf dem Kreuzplatz in Baar zusammen - Achsbruch. Ein Glück war es, dass mir dieses Malheur nicht in Jugoslawien passierte. Nun fuhren wir eben nur mit einem Auto dorthin, was ja auch viel ökologischer war. Am Freitagabend gleich nach dem Feierabend fuhren wir los. Wir lösten uns abwechslungsweise am Steuer ab. Morgens um 6 waren wir in Triest an der italienisch-jugoslawischen Grenze und dann ging es noch einmal ca 8 Stunden bis Zadar. Am Ziel angekommen waren alle Vier total erschöpft. Am herrlich blauen Meer erlebten wir tolle Ferien. Für den Weg zurück benutzten wir dann die Fähre über die Adria nach Ancona und dann via Bologna zurück in die Schweiz.
Bald schon beschlossen Irma und ich zu Heiraten. Im Mai 1966 war es dann so weit. Am Morgen des Hochzeittages, am 21. Mai, regnete es aus wie Kübeln, aber am Nachmittag schien für uns die Sonne. In der Heiligkreuzkapelle in Baar gab uns Pfarrer Alois Stammler, ein Cousin von Irma in einer schlichten Feier zusammen. Alkohol floss an diesem Tag wenig, musste ich doch am anderen Tag früh wieder auf den Beinen sein, denn wir hatten in Baar das erste Aufstiegsspiel in die 1. Liga und da musst ich fit sein. Der Match ging leider für uns nur 0:0 aus.
Zurück auch zum FCBaar und da stand das letzte Aufstiegsspiel auf dem Programm. Und da kam ja wie oben schon beschrieben die grosse, böse Überraschung für mich – ich wurde nur als Ersatz nominiert und das tat weh.
Ich arbeitete nun also nach der Heirat wieder in Baar. Im Sommer kam dann für kurze Zeit ein ehemaliger Arbeitskollege aus der L&G-Zeit zu uns. Wie sich herausstellte wollte er nur die stellenlose Zeit bis zum Eintritt im Herbst in die IBM überbrücken. IBM – für mich ein Fremdwort. Ich hatte noch nie etwas von dieser Firma gehört. Bruno, so hiess der neue Arbeitskollege klärte mich auf. IBM sei eine weltbekannte Computerfirma die auch Büromaschinen herstellt. In der Schweiz würden Leute eingestellt und umgeschult, die dann als Servicetechniker im Aussendienst arbeiten. Das interessierte mich. Besonders das Wort „Aussendienst“ ging mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich besprach das Ganze mit Irma und wenig später melde ich mich bei IBM.
Ich bekam den Job, kündigte mein Arbeitsverhältnis mit der Firma Schweiger und im Oktober 1966 trat ich in die IBM ein.
6 Wochen ging die erst Ausbildung zum Schreibmaschinen-Servicetechniker in Zürich. Wir waren zu viert in der Klasse. Am Morgen konnte ich eine halbe Stunde länger schlafen, den die Schule begann erst um 8 Uhr.
Ich bekam etwas mehr Lohn und 3 Wochen Ferien. In der Schule lernten wir wie eine elektrische Schreibmaschine funktioniert und wie man defekte an ihr beheben kann. Unsere Gruppe setzte sich aus 2 Werkzeugmachern, einem Elektriker und einem Mechaniker zusammen. IBM verkaufte damals zwei grundverschiedene Schreibmaschinen. Zum einen die elektrische Typenhebelmaschine und die kurz zuvor auf den Markt gekommene Kugelkopfmaschine. Die Schule wurde locker geführt. Es gefiel mir. Nach den sechs Wochen Schule kam dann die Feuertaufe bei den Kunden. Das heisst, zuerst mussten Bruno und ich für zwei Wochen bei einer Bank am Paradeplatz in Zürich den ganzen Tag Schreibmaschinen reinigen und wenn nötig reparieren. Wir holten die Maschine bei der Schreiberin oder dem Schreiber ab, fragten nach dem Zustand der Maschine, trugen sie in den Keller und reinigten und reparierten wenn nötig das Gerät.
Nach diesen zwei Wochen wurden wir einem erfahrenen Servicetechniker zugeteilt und mussten in dessen Gebiet Störungen beheben und die nötigen Serviceleistungen erbringen. Ich bekam ein Gebiet an der Badenerstrasse in Zürch. Alle 2 Stunden musste ich mich bei unserem Störungsdienst melden. Dieser Job gefiel mir, ich fühlte mich als freier Mensch und was sehr wichtig war – ich war nun viel draussen, nicht mehr eingesperrt in 4 Wänden.
IBM ist eine amerikanische Firma, aber bei uns wurde deutsch gesprochen und auch die Serviceunterlagen waren alle in deutsch abgefasst. Kurz vor Weihnachten wurde uns mitgeteilt, das an den 2 Arbeitstagen zwischen Weihnachten und Neujahr nicht gearbeitet würde und das bei vollem Lohn. Solche tolle Überraschungen durfte ich in meinen IBM-Jahren noch einige erleben.
Schon bald bekam ich ein eigenes Gebiet in der Stadt Zürich, das ich selbständig bearbeiten durfte. Ich musste nun meine Arbeit selbständig einteilen. Ich war nun ein kleiner Manager. Meine Pflicht war es, die Kunden zufrieden zu stellen. Da mein Gebiet am Stadtrand von Zürich lag, fuhr ich schon bald mit dem Auto zur Arbeit. Im Kofferraum konnte ich Ersatzteile mitführen und konnte so meine Kunden schnell befriedigen.
Nach 3 Monaten bei IBM gabs die erste Lohnerhöhung von CHF 100.-. Ich verdiente nun gute CHF 1100.-. Damals ein guter Lohn und da auch Irma noch arbeitete, konnten wir uns ein anständiges Leben leisten. Wir bezogen schon bald eine Vierzimmerwohnung in der Grundstrasse in Baar.
Mein Arbeitsgebiet erstreckte sich über den Kanton Zugs hinaus bis in den Aargau nach Muri und in den Kanton Zürich bis nach Bonstätten. Da kamen im Monat einige Autokilometer zusammen, die uns sehr gut vergütet wurden. Ich durfte die ausbezahlten Spesen für mich behalten und kam so recht gut über die Runden.
Bruno, mein Arbeitskollege war damals ein Spitzensegler, er war Europameister in seiner Klasse. Ich segelte hie und da, auch mal während der Arbeitszeit, mit ihm auf den Zugersee hinaus. Und so überlegten Irma und ich im Winter 1966 ob wir das Boot von Bruno kaufen sollten. Aber diese Gedanken gab ich dann sofort auf, als mir Irma im Frühling 1967 mitteilte, dass wir im Herbst an Stelle eines Bootes einen Kinderwagen kaufen müssten. Wir erwarteten im September ein Kind. Die Freude war riesig. Bald waren wir eine richtige Familie.
Langlauf